Physiotherapie bei Arthrose

Am 08. September ist der „World-PT-Day“, also der Welt-Physiotherapie-Tag. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und unzählige neue Erfahrungen weltweit lassen das Wissen und die Möglichkeiten in der Physiotherapie stetig wachsen. Und so steht jedes Jahr der Welt-Physiotherapie-Tag unter einem bestimmten Motto. Um zu vernetzen und das Wissen in einem bestimmten Bereich in der Öffentlichkeit zu erweitern. 2022 steht der Welt-Physiotherapie-Tag ganz im Zeichen von „Physiotherapie bei Arthrose“.

Arthrose: Ein (großes) globales Problem

Arthrose wird auch Osteoarthritis (OA) bezeichnet. Gemeint ist damit eine degenerative Gelenkserkrankung. Das heißt, es kommt zu (kleineren) Verletzungen und Veränderungen im Gelenk, vor allem dem Knorpel betreffend. Neben Knorpelabnutzungen und Knochenverformungen kann es auch zu Knochenauswüchsen kommen. Außerdem können Gelenkentzündungen die Folge sein, wobei man hier im deutschsprachigen Raum dann von der Arthritis spricht, oder einer aktivierten Arthrose.

Weltweit leiden ungefähr 520 Millionen Menschen an einer Osteoarthritis, wobei sich zwischen 1990 und 2019 die Zahl der Betroffenen weltweit um 48% erhöhte. In einer globalen Untersuchung von 291 Gesundheitsproblemen wurde Hüft- und Knie-OA sogar als elf häufigster Faktor für körperliche Einschränkungen eingestuft. Wobei 60% aller Arthrose Fälle das Kniegelenk betreffen.

Gelenksinstabilität - Was ist das und was kann man dagegen tun?

Osteoarthritis: der heimtückische schleichende Beginn

Meist beginnt eine Arthrose mit kleineren Verletzungen, zum Beispiel durch Fehl- und Überbelastungen über einen längeren Zeitraum. Manchmal aber beginnt eine OA auch nach einer größeren Verletzung zum Beispiel nach einem Unfall.

In früheren Krankheitsstadien hat der Körper oft noch die Ressourcen, solche (kleineren) Veränderungen zu reparieren. Wenn die Krankheit aber weiter fortschreitet, kann das Reparatursystem des Körpers nicht mehr mithalten und gravierendere Schäden am Gelenkgewebe entstehen. Trotz dieser Veränderungen kann das Gelenk immer noch normal funktionieren, ohne Schmerzen und Steifigkeit. Die Gefahr: Man belastet weiter falsch, trainiert nicht entsprechend und reduziert Risikofaktoren nicht. Und so werden die Schäden immer schlimmer!

Die typischen Symptome einer Arthrose

Es gibt 5 Hauptsymptome, die Betroffene mit einer OA häufig angeben:

Schmerzen
Funktionseinschränkungen
Muskelschwäche
Gelenkssteifigkeit
Verringerte gesundheitsbezogene Lebensqualität

Sehr häufig handelt es sich um eine Kombination mehrerer oder all dieser Symptome.

Arthrose und Arthritis kommt häufig in höherem Alter vor, aber nicht nur

Arthrose: Ursachen und Risikofaktoren

Die genaue Ursache von Osteoarthritis ist nach wie nicht vollständig geklärt! E gibt jedoch Faktoren, die das Risiko einer OA erhöhen, zum Beispiel:

Überbelastung / Fehlbelastung eines Gelenks
Frühere Verletzungen / Operationen an einem Gelenk
Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas)
Genetik (familiär gehäuftes Auftreten einer OA)
Frauen sind häufiger von einer OA betroffen
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer OA

Wenn man an einer Arthrose leidet, ist es enorm wichtig zu wissen, wie man am besten damit umgehen sollte. Um einerseits Symptome zu verbessern und andererseits die Gelenksveränderungen nicht weiter voranzutreiben. Und in beiden Fällen setzt die Physiotherapie an! Im Rahmen der Physiotherapie bei Arthrose beraten wir Betroffene dabei, wie sie ihre Schmerzen reduzieren und die Beweglichkeit wieder verbessern können. Außerdem arbeiten wir daran, dass die Muskulatur wieder kräftiger wird, weniger verspannt ist und sich die Belastung der Gelenke verbessert, sodass auf das Gelenk ausgeübter Druck und Zug besser verteilt werden kann. Und es so zu keinen oder weniger Fehlbelastungen im Alltag oder beim Sport kommen.

Wir in der praxis entero arbeiten gerne auch ganzheitlich am Problem. Wir schauen uns nicht nur das betroffene Gelenk an, sondern natürlich den ganzen Körper. Wir analysieren gemeinsam, welche Faktoren noch zum Problem beitragen können. Und betrachten und untersuchen so auch das gesamte Faszien System, die inneren Organe und denken auch an andere beitragende Faktoren wie Ernährung und psychoemotionale Faktoren. Dabei arbeiten wir gerne interprofessionell mit anderen Berufsgruppen (zum Beispiel Diätologen und Coaches) zusammen.

Training steht an erster Stelle: evidenzbasierte Physiotherapie bei Arthrose

Auch wenn wir unseren Blick gerne ganzheitlich weiten – Fakt ist: Training muss an erster Stelle stehen! Denn körperliche Aktivität und Training sind sicherer und wissenschaftlich bewiesene Behandlungsstrategien, die wirken und an erster Stelle stehen sollten.

Training ist tatsächlich für alle Menschen mit OA möglich und sinnvoll – ausschlaggeben dabei ist: das Training muss an die individuelle Situation eines jeden Betroffenen angepasst sein! So sind Alter, Schweregrad der Arthrose und der Grad der Funktionseinschränkung keine Hindernisse für körperliche Aktivität, sondern lediglich Faktoren, auf die man genau bei der Auswahl der Aktivitäten eingehen muss. So können wir Physiotherapeuten für jeden an OA leidenden Patienten, eine wirksame und vor allem umsetzbare Trainings-Therapie erarbeiten.

Rumpftraining für eine ganzheitliche Gesundheit

Training bei Arthrose kann dabei folgende Verbesserungen erzielen:

Schmerzen lindern (Forschungen zeigen, dass Training im Vergleich zu keinem Training zu einer eindeutigen Schmerzlinderung führt, mehr als Paracetamol!)
für den Alltag bedeutende Bewegungen verbessern
Muskeln kräftigen, die Gelenke unterschützen und schützen
Gelenkssteifigkeit verringern
Balance verbessern und Sturzrisiko reduzieren
Müdigkeit reduzieren und Laune verbessern
ein erfolgreiches Gewichtsmanagement unterstützen
die Fitness des Herz-Kreislauf-Systems verbessern
das Risiko verringern, einen Bruch zu erleiden (z.B. Hüftfraktur nach Sturz)
die Notwendigkeit einer Operation verhindern oder hinauszögern

Ernährungsberatung Graz: individuell, mit Genuss und gesund!

Gewichtsabnahme bei Arthrose

„Machen sie mehr Sport und nehmen Sie ab“ – wir wissen, viele können diese Floskel vom Arzt nicht mehr hören. Aber, es ist tatsächlich die Wahrheit. Was Bewegung verbessern kann, haben wir bereits erklärt. Wenn ein Übergewicht vorhanden ist, ist aber auch die Gewichtsabnahme wesentlich. Man weiß mittlerweile, dass man je nach Übergewicht nach 5kg oder 5% Gewichtsabnahme bereits ein um 90% geringeres Risiko von Kniebeschwerden nach 6 Jahren hat. Unglaublich, oder? Nehmt also gerne neben der Physiotherapie auch eine ernährungsmedizinische Beratung in Anspruch. Durch die Kombination kann man wirklich gute Erfolge erzielen!

Ein Röntgen muss bei Arthrose nicht immer sein

Faktencheck Arthrose: Märchen oder Fakt?

Gerade rund um Arthrose und Arthritis gibt es viele Märchen und Glaubenssätze in unserer Gesellschaft. Wir machen zu den häufigsten Mythen einen Faktencheck:

Arthrose betrifft ausschließlich ältere Menschen!

FALSCH! Es stimmt zwar, dass mit zunehmenden Alter auch die Häufigkeit von OA steigt, jedoch betrifft es ebenso Menschen bereits in ihren 20iger und 30iger Jahren. Bis zu 50% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden innerhalb von 10-15 Jahren nach einer Gelenksverletzung eine Arthrose entwickeln.

Mehr Schmerz heißt mehr Schädigung!

FALSCH! Schmerzen und Schmerzerleben sind unglaublich komplex und vor allem individuell! Viele Faktoren wie Emotionen, Stress, Schlaf und viele weitere subjektive Faktoren spielen bei der Schmerzwahrnehmung eine wesentliche Rolle. So kann es sein, dass jemand mit starken Gewebsabnutzungen weniger Schmerzen hat, als jemand mit nur geringen Schädigungen.

Man braucht ein Röntgen oder MRT, um eine Arthrose zu diagnostizieren!

FALSCH! Man weiß, dass es keine starken Zusammenhänge zwischen Symptomen einer OA (einschließlich Schmerz) und den strukturellen Gelenksveränderungen, die im Röntgenbild oder MRT gesehen werden, gibt. Bildgebende Untersuchungen machen daher vor allem dann Sinn, wenn der Arzt oder die Ärztin eine andere Ursache für die Gelenksschmerzen ausschließen muss.

Noch mehr Märchen? Ja, es gibt sie:

Arthrose ist „Abnutzung“ oder „Knochen auf Knochen“!

FALSCH! Eine OA wird nicht durch einen Gelenksverschleiß verursacht, der durch Benutzung über längere Zeit entsteht. So entwickelt nicht jeder im Alter automatisch eine OA, denn Veränderungen des Gelenks im Alter sind physiologisch (normal). Arthrose hingegen ist eine Erkranken, welche die Selbstheilung des Knorpels im Gelenk beeinflusst. Eine Fehlbelastung kann natürlich sehr wohl eine Rolle spielen.

Training schädigt das Gelenk weiter!

FALSCH! Das Gegenteil ist wahr! Training und Bewegung sind unschädlich und die beste Verteidigung gegen Arthrose. Sie wirken als Schmiermittel für das Gelenk und helfen dabei, es gesund zu halten. Viele Menschen vermeiden Bewegung, aus Angst es schlimmer zu machen. Aber wenn man Gelenke nicht bewegt, werden sie steifer und die Muskeln werden schwächer. Training ist also gut! Wichtig ist, dass die Trainingsart und die Trainingsreize richtig gesetzt werden. Physiotherapeutinnen und –therapeuten sind genau dafür da, hier das Richtige zu finden.

Egal was man tut, die Arthrose wird immer schlimmer!

FALSCH! Durch die richtige Therapie können viele Betroffene Symptome verbessern und eine Verschlechterung aufhalten. Nur bei etwa einem Drittel der Menschen wird es schlimmer, wobei es auch hier zum Erleben von Verbesserungen einzelner Symptome kommen kann. Allgemein muss man sagen, dass alle Betroffene immer wieder „bessere und schlechtere Phasen“ erleben werden, das heißt aber nicht, dass es auch bei einer schlechten Phase insgesamt schlechter wird.