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Physiotherapie bei unteren Rückenschmerzen – Low Back Pain

Beitragsbild: envatoelements | Wavebreakmedia

Am 08. September ist der Welt-Physiotherapie-Tag, dieses Jahr steht er ganz im Zeichen von „Low Back Pain“, also dem „unteren Rückenschmerz“. Häufig wir dieser Zustand auch als LWS-Syndrom, also Lendenwirbelsäulen-Syndrom beschrieben. Diese Erkrankung betrifft sehr viele Menschen, deshalb möchten auch wir unserem Weltverband dabei unterstützen, Aufklärungsarbeit zu leisten. Und stellen euch in diesem Artikel wichtige Infos rund um Low Back Pain und Physiotherapie bei unteren Rückenschmerzen zu Verfügung. Und bei Fragen könnt ihr euch natürlich auch jederzeit persönlich an uns wenden!

Zahlen und Fakten zum unteren Rückenschmerz

Low Back Pain ist die Nummer 1 der führenden Ursachen für Behinderungen. Bereits 2020 litt 1 von 13 Personen am unteren Rückenschmerz, was eine Gesamtzahl an Betroffenen von 619 Millionen Menschen ergibt und eine 60%ige Steigerung seit 1990 bedeutet. Bis 2050 wird eine Fallzahl von 843 Millionen Menschen weltweit erwartet.

Der untere Rückenschmerz kann in jedem Lebensalter auftreten und so gut wie jeder wird ihn irgendwann in seinem Leben erfahren. Zu einem chronischen – also anhaltenden Schmerzsyndrom – wird es zum Glück nur selten.

Verspannungen im BerufsalltagQuelle: envatoelements | amenic181

Welche Ursachen hat der untere Rückenschmerz?

In 90% der Fälle gibt es keine klare Ursache für die Schmerzen, hier spricht man von unspezifischen Low Back Pain. Das bedeutet, dass weder bei Gelenken, Muskeln, Bändern oder Bandscheiben Schädigungen zu finden sind, die die Schmerz erklären könnten. Auch eine andere schwerwiegende Erkrankung steht in diesen Fällen nicht dahinter. LBP wird vermutlich eher durch viele verschiedene Faktoren in Kombination begünstigt, aber sogar bei chronischen Schmerzzuständen können durch bildgebende Verfahren (zum Beispiel Röntgen oder MRT) kaum Ursachen gefunden werden.

Nur in etwa 10% der LBP-Fällen steht eine klare strukturelle Veränderung oder eine Erkrankung als Ursache hinter den Symptomen. Eine klare ärztliche und physiotherapeutische Anamnese (Befragung aller relevanten Fakten) ist also die Grundlage dafür zu erkennen, welche Untersuchungsschritte tatsächlich sinnvoll und notwendig sind.

Wann sollte man umgehend ärztlichen Rat einholen?

Wie gesagt, ernsthafte Ursachen die eine rasche ärztliche (Notfall-)Behandlung benötigen, sind sehr, sehr selten. Aber, sie kommen natürlich vor. Hier gibt es jedoch einige so genannte „Red flags“ – also „rote Warnzeichen“, die vor ernsthafteren Zuständen warnen können. Solche sind zum Beispiel:

  • Blasen- und Darmbeschwerden (z.B. erschwertes Harnlassen und Stuhlabsetzen, Inkontinenz)
  • Beeinträchtigung der sexuellen Funktion (z.B. Veränderungen in der Wahrnehmung, Erektionsprobleme)
  • Veränderung oder Verlust der Wahrnehmung und/oder Kraft in den Beinen
  • Ein starkes Unwohlsein, ähnlich wie bei Fieber
  • Alter über 50 Jahren in Kombination mit bösartigem Tumorgeschehen in der Vergangenheit und einem generellen Unwohlsein
  • Schmerzen nach einem Sturz oder Unfall
Helfen Massagen bei Rückenschmerzen?Quelle: envatoelements | Rido81

Low Back Pain: Wann sollte man sich bei unterem Rückenschmerz grundsätzlich Hilfe holen?

Der unspezifische Rückenschmerz reguliert sich oft von selbst, so erholen sich viele Menschen bereits nach kurzer Zeit ohne oder wenig Behandlungsbedarf, zum Beispiel durch einfache Bewegungen und Übungen, die sie bereits kennen. Ärzt:innen und anschließend Physiotherapeut:innen sollten vor allem dann aufgesucht werden, wenn:

  • sich die Schmerzen nicht innerhalb von 2-3 Wochen verringern, gar schlechter werden oder einem davon abhalten, normale Aktivitäten im täglichen Leben ausführen zu können.
  • die Schmerzen 6 Wochen lang gleich bleiben, auch wenn man trotz der Schmerzen all seine Aktivitäten im täglichen Leben ausführen kann.

Neben der ärztlichen Abklärung ist vor allem die Physiotherapie bei unteren Rückenschmerzen ein wesentlicher Behandlungsbaustein. Ärztinnen und Ärzte können entsprechende Verordnungen zur Therapie ausstellen, die auch mit den gesetzlichen Krankenkassen und ggf. privaten Zusatzversicherungen, teilweise oder gänzlich rückverrechnet werden können.

Physiotherapie bei unteren Rückenschmerzen

Physiotherapeutinnen und –therapeuten sind die Experten wenn es darum geht, Menschen mit Low Back Pain zu behandeln. Je nachdem, was sich in der individuellen Untersuchung zeigt, können verschiedene Therapieansätze Teil der Physiotherapie bei unteren Rückenschmerzen sein, zum Beispiel:

  • Aufklärung und Schulung hinsichtlich dem Umgang mit Schmerz: Hier ist Wissen Macht! Alleine das Verständnis von Schmerzmechanismen hilft im Umgang mit diesem Symptom. Außerdem können unterschiedliche Ansätze zur Schmerzbehandlung zum Einsatz kommen.
  • Lifesylte-Tipps: Der untere Rückenschmerz benötigt oft einen ganzheitlichen Behandlungsansatz. Dazu zählen zum Beispiel auch die Gestaltung des Alltags und der Umgang mit Stress, Entspannung und Schlaf.
  • Aktive Therapie und Training: Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit sind Faktoren, die unserem Rücken Stabilität und Flexibilität für den Alltag geben.
  • Medikation: Ärztlicher Rat ist hier sinnvoll und notwendig, um entscheiden zu können, ob durch nicht-steroidale (schmerzlindernde) und anti-inflammatorische (entzündungshemmende) Medikamente Erleichterung zu erwarten ist.
Rückenschmerzen sind "jung" gewordenQuelle: envatoelements_nenetus

Faktencheck Low Back Pain: Die 10 größten Mythen!

Immer wieder ranken sich viele Mythen und Meinungen rund um den Rückenschmerz. Viele davon sind fest im Glauben Vieler verankert und so grundlegend falsch, dass sie das Lendenwirbelsäulensyndrom sogar noch verstärken können. Deshalb beleuchten wir nun die 10 größten Mythen und schauen, wie viel Wahrheit wirklich dahinter steckt:

Mythos 1: Mein Rücken schmerzt so stark, der MUSS verletzt und kaputt sein!

Fakt ist, dass Rückenschmerzen zwar Angst machen können, aber nur sehr, sehr selten mit gefährlichen Verletzungen oder schwerwiegenden Erkrankungen in Zusammenhang stehen. Die meisten Menschen genesen rasch und gut!

Mythos 2: Ich brauche unbedingt ein Röntgen oder MRT, um zu wissen, was mit meinem Rücken los ist!

Fakt ist, bildgebende Verfahren zeigen nur sehr selten die wahre Ursache für die Rückenschmerzen. Viele „Abweichungen von der Norm“, die man so sieht, zum Beispiel Veränderungen an den Gelenken und Bandscheiben, sind auch bei vielen schmerzfreien Menschen, die keinerlei Probleme haben, zu sehen. Vor allem, wenn sie älter sind.

Mythos 3: Ich strapaziere meinen Rücken durch Bücken und Heben!

Fakt ist, dass uns die Kraft und Beweglichkeit unseres Rückens bücken und heben in unterschiedlichen Varianten ermöglicht und auch dafür gemacht ist. Wichtig ist, die Kraft allmählich kontrolliert aufzubauen.

Mythos 4: Starke Schmerzmittel helfen mir bei Rückenschmerzen, dass ich mich schnell besser fühle!

Fakt ist, starke Schmerzmittel führen nicht zu einer schnelleren Heilung. Auch sanftere Schmerzmedikamente sollten nie die alleinige Behandlungsmethode sein, sondern immer mit anderen Maßnahmen, wie Bewegung und Training kombiniert werden. Und grundsätzlich möglichst kurz.

Mythos 5: Ich werde älter, also werde ich auch mehr an Low Back Pain leiden!

Fakt ist, ein höheres Alter steht nicht kausal im Zusammenhang mit Rückenschmerzen. Jedoch kann der Verlust an Kraft dazu führen. Bewegung und Training ist also die Lösung in jedem Alter.

Alles gewusst bisher? Weiter gehts…

Mythos 6: Ich sollte mich möglichst wenig bewegen und im Bett bleiben, damit die Rückenschmerzen aufhören!

Fakt ist, sanfte Übungen und die allmähliche Rückkehr in den gewohnten Alltag sind wichtig für die rasche Genesung. Lediglich belastende Aktivitäten zu vermeiden, kann möglicherweise dabei unterstützen, die Schmerzen zu reduzieren.

Mythos 7: Ich muss aufrecht sitzen, meine schlechte Haltung führt zu Rückenschmerzen!

Fakt ist, es gibt keine perfekte Haltung! Eine große Bandbreite an unterschiedlichen Haltungen im Alltag ist hingegen gut für den Rücken. Also immer wieder die Position zu verändern, ist der Schlüssel für einen gesunden, schmerzfreien Rücken.

Mythos 8: Ich muss sehr viel meinen Rumpf trainieren, um Rückenschmerzen zu vermeiden!

Fakt ist, Low Back Pain steht nicht in Zusammenhang mit einem schwachen Rumpf. Die Evidenz zeigt, dass es keinen Vorteil bringt, nur und oft den Rumpf zu trainieren. Generelle Übungen für den ganzen Körper, auch Gehen, sind gleich effektiv!

Mythos 9: Je stärker meine Schmerzen ist, desto schlimmer ist der Zustand meines Rückens!

Fakt ist, mehr Schmerz bedeutet nicht mehr Schaden! Menschen mit gleichen Rückenproblemen können unterschiedlich hohen Schmerz empfinden.

Mythos 10: Ich brauche ein Operation oder Infiltrationen um meine Rückenschmerzen in den Griff zu bekommen!

Fakt ist, dass es Operationen und Infiltrationen nur selten zur Heilung braucht. Training und Techniken zum Selbstmanagement werden nicht nur empfohlen, es hat sich auch gezeigt, dass sie mindestens genauso wirksam, aber mit weniger Risiko verbunden sind.

chronische Schmerzen sind eine BelastungQuelle: envatoelements | Wavebreakmedia

Das LWS-Syndrom darf ernst genommen werden!

Vor allem chronische Beschwerden können die Lebensqualität enorm negativ beeinflussen. Und je länger man unter den Schmerzen leidet, desto wahrscheinlicher wird es, dass man Einschränkungen in seinem täglichen Leben, sowohl beruflich als auch privat, erlebt. Sich Hilfe bei Ärztinnen und Ärzten sowie Physiotherapeutinnen und Therapeuten zu holen, kann Betroffenen helfen, den Schmerz besser zu managen und wieder zurück in die eigenen Aktivität zu finden. Und somit zu mehr Lebensqualtät. Es heißt also, der Low Back Pain darf – auch wenn er oft unklare Ursachen hat – ernst genommen und Hilfe in Anspruch genommen werden!

Physiotherapie bei unteren Rückenschmerzen in Graz

Auch wir bieten in unserer Praxis in Graz die Behandlung von Betroffenen mit Low Back Pain an, denn wir wissen, wie wichtig und wertvoll Physiotherapie bei unteren Rückenschmerzen ist. Wir nehmen uns gerne ausführlich Zeit, um das Problem genau zu analysieren und gemeinsam mit euch eine passende Therapie zu gestalten. Wenn ihr Fragen zum Thema oder Interesse an einer Therapie habt, dann schreibt uns gerne eine Nachricht über unser Kontaktformular. Wir werden uns innerhalb weniger Tage bei euch melden. Wir freuen uns auf euch!

Quelle Inhalt/Fakten: World Physiotherapy / www.world.physio – InfoSheets WPD 2024 Downlaod am 06.09.2024 von https://world.physio/de/wptday/toolkit