Ein Milchdessert mit Schokolinsen oder bunten Comicfiguren auf der Verpackung – viele Produkte aus dem Milchregal sprechen gezielt die Jüngsten an. Das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN hat untersucht, ob diese Produkte für Kinder wirklich geeignet sind.
Gemäß den wissenschaftlichen Orientierungskriterien von SIPCAN für eine gesündere Auswahl darf ein Milchprodukt zum Löffeln oder Trinken max. 11,0 g Zucker sowie max. 4,2 g Fett pro 100 g bzw. ml enthalten. Außerdem muss es frei von künstlichen Süßungsmitteln sein.
110 Produkte überprüft: Kinder-Milchprodukte als Süßigkeiten-Falle
Im Rahmen der aktuellen Studie wurden 110 Produkte überprüft, die sich gezielt an Kinder richten. Die Ergebnisse stimmen nachdenklich: Bei jedem fünften Produkt (21,8 %) lag der Zuckergehalt über dem Orientierungswert von 11,0 g pro 100 g bzw. ml. Der Zuckergehalt dieser Produkte betrug im Durchschnitt 14,9 g – also beinahe 4 Stück Würfelzucker. Mitentscheidend für die aufgenommene Zuckermenge ist auch die Verpackungs- bzw. Portionsgröße. „Bei einer durchschnittlichen Größe von 125 Gramm löffelt ein 8-jähriges Kind mit derartigen Produkten beinahe die Hälfte der von der WHO empfohlenen maximalen Tagesmenge an Zucker mit.” erklärt Studienkoordinator Mag. Peter Bastian Preissler von SIPCAN.

Süßigkeiten-Falle: Jedes neunte Kinder-Milchprodukt enthält zu viel Fett
Die Analyse zeigte weiters, dass jedes neunte Kinder-Milchprodukt (11,8 %) zu viel Fett enthält. Im Durchschnitt lag der Fettgehalt dieser Produkte mit 7,3 g pro 100 g/ml um mehr als 70 % über der Vorgabe von max. 4,2 g. Ein Lichtblick der Studie war, dass keines der untersuchten Kinder-Milchprodukte Süßstoffe enthielt. Zusammengefasst ergab die Untersuchung, dass derzeit beinahe jedes vierte Milchprodukt für Kinder (22,7 %) den aktuellen wissenschaftlichen Vorgaben nicht entspricht. „Als besonders zuckerreich zeigten sich jene Produkte mit einem Zwei-Kammer-System, bei denen das bereits süße Milchprodukt zusätzlich mit Leckereien vermischt wird. Diese Produkte sollten daher eher als Süßigkeit und nicht als Milchprodukt eingestuft werden”, appelliert Ernährungswissenschaftler Preissler von SIPCAN weiter.
Werft einen kritischen Blick auf die Nährwerttabelle
Milchprodukte leisten einen allgemein wichtigen Beitrag für eine gesunde Kinderernährung. Eltern und anderen Betreuungspersonen wird jedoch geraten, beim Griff ins Milchregal einen kritischen Blick auf die Nährwerttabelle zu werfen. Besonders beim Zuckergehalt sollte der Orientierungswert von max. 11,0 g (pro 100 g/ml) und die konsumierte Menge im Auge behalten werden. Denn für kleine Menschen sind auch kleinere Portionsgrößen meist ausreichend.