„Es hat mit leichten Kopfschmerzen begonnen, dann sind Nackenverspannungen hinzugekommen. Irgendwann habe ich ein ständiges Knacken im Kiefer gehört und habe gemerkt, dass ich nachts mit den Zähnen knirsche“, erzählt Anna, 34. Was viele nicht wissen: Ein Problem im Kiefer kann weitreichende Folgen für den gesamten Körper haben. Wir haben mit unseren Physiotherapeuten Madeleine Steiner-Muffat und Armin Wölger aus der praxis entero gesprochen. Beide sind spezialisiert auf den Kieferbereich und berichten im Doppelinterview, worauf es bei Diagnose und Behandlung ankommt.
Welche Symptome können auf eine Kieferproblematik hinweisen?
Armin Wölger: “Die Beschwerden sind vielfältig. Natürlich denken viele zuerst an Schmerzen im Kiefer oder an Knacken beim Öffnen des Mundes. Aber dazu kommen oft Symptome wie:
- Nackenschmerzen
- Kopfschmerzen, auch Migräne oder Clusterkopfschmerzen
- Tinnitus
- Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen
- Zähneknirschen oder Pressen
- Kiefersperre
Das sind häufig Warnsignale, die man ernst nehmen sollte. Und oft ist der Kiefer nicht die einzige betroffene Region. Wir sehen häufig Patienten, die schon einen langen Leidensweg hinter sich haben, weil niemand den Kiefer als Ursache vermutet. Der Kiefer ist ein zentraler Punkt im Zusammenspiel von Kopf, Nacken und sogar dem gesamten Bewegungsapparat.“
Was steckt meist hinter diesen Problemen?
Madeleine Steiner-Muffat: „In vielen Fällen handelt es sich um eine kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Dabei sind die Kiefergelenke, Kaumuskeln und die umliegenden Strukturen aus dem Gleichgewicht geraten. Ursachen können beispielsweise sein:
- Stress
- Fehlhaltungen, z. B. bei der Arbeit am Computer
- Zähneknirschen oder -pressen (Bruxismus)
- Zahnfehlstellungen oder kieferorthopädische Behandlungen
- Traumata, etwa nach Unfällen
Diese Faktoren führen zu muskulären Verspannungen und Fehlbelastungen, die sich bis in den Nacken und Kopf ausbreiten können. Das Schwierige daran: Die Beschwerden sind oft nicht sofort einem Kieferproblem zuzuordnen. Deshalb legen wir so viel Wert auf eine umfassende Untersuchung und ein ganzheitliches Konzept.“
Wie sieht eine physiotherapeutische Behandlung in der praxis entero aus?
Armin Wölger: „Am Anfang steht immer eine ausführliche Befundung. Wir schauen uns nicht nur den Kiefer an, sondern den gesamten Körper. Wie ist die Haltung? Wie bewegt sich die Halswirbelsäule? Welche Spannungsmuster gibt es? Dann erstellen wir ein individuelles Konzept. Die Basis ist die Manuelle Therapie, um Blockaden zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern. Dazu kommen Entspannungstechniken für verspannte Kaumuskeln, gezielte Übungen, die die Patienten zu Hause umsetzen können, und – je nach Bedarf – spezielle Methoden wie:
- CRAFTA® (Craniofacial Therapy Academy)
- CranioSacral-Therapie
- Massagetechniken
Wir betrachten den Patienten ganzheitlich, weil Kieferprobleme selten isoliert auftreten.“
Wie wichtig ist die Mitarbeit des Patienten?
Madeleine Steiner-Muffat: „Sehr wichtig! Die Therapie ist keine Einbahnstraße. Wir geben den Patienten Werkzeuge an die Hand – Entspannungsübungen, Haltungstipps, Strategien gegen Zähneknirschen. Wer regelmäßig übt, hat die besten Chancen auf langfristige Beschwerdefreiheit.”
Anna hat nach sechs Wochen Physiotherapie gelernt, ihren Kiefer zu entspannen und die Spannung in ihrem Nacken zu reduzieren. „Ich habe nicht nur weniger Schmerzen, sondern fühle mich insgesamt ausgeglichener“, sagt sie.

Eure Beschwerden sind bei uns in besten Händen
Euch kommen die Symptome bekannt vor? Oder ihr seid euch nicht ganz sicher woher eure Beschwerden kommen? Sprecht uns gerne an, über unser Kontaktformular beispielsweise, wir sind für euch da und begleiten euch. Gemeinsam entwickeln wir ein individuell auf eure Bedürfnisse abgestimmtes Behandlungskonzept!